Vereinsleben in und um Meinborn
Burschenverein Meinborn
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Obst- u. Gartenbauverein
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Gemischter Chor Meinborn 1880 e.V.
Die Geschichte des Vereins
Das Wirken von Sängern und Musikanten, von Chören und Kapellen unterschiedlicher
Zusammensetzung und Zielrichtung, spielt für das kulturelle Leben auf
dem Lande eine große Rolle. Mit der selbst ausgeübten Musik schaffen
sich die Menschen ein gutes Stück Lebensqualität. Singen und Musizieren
in Gruppen und in Vereinen setzen die viel gepriesene Tradition der „Hausmusik“ früherer
Zeiten fort. Und damit dies so weitergehen kann, damit Musik und Gesang gepflegt
und fortentwickelt werden, bedarf es immer wieder befähigter Männer
und Frauen als Leiter und Dirigenten. Zu diesem Personenkreis gehörte
der Meinborner Dirigent Walter Berger, der, von der kriegsbedingten Unterbrechung
abgesehen, den Meinborner Chor nahezu 50 Jahre leitete.
Bevor über sein Wirken berichtet wird, soll der Versuch unternommen werden,
die Anfänge des Chorwesens in Meinborn zu ergründen. Hierüber
erfahren wir einige Einzelheiten aus dem bei Willi Kurz aufbewahrten „Einnahme
und Ausgabe-Buch für Gesang-Verein Meinborn“, geführt von 1880
bis 1893.
Am 11. November 1880 zahlten 20 Meinborner Männer das Eintrittsgeld von
1,50 Mark:
Anton Blum – Wilhelm Blum - Friedrich Jung - Anton Kutscher - Karl Kurz - Friedrich Lindner - Friedrich Rüdig - Jh. Christian Seuser - Wilhelm Seuser - Friedrich Seuser - Philipp Siegel - Joh. Wilhelm Siegel - Christian Siegel - Paul Siegel
- Peter Schneider - Friedrich Troß - Joh. Wilhelm Troß - Joh. Wilhelm Velden - Wilhelm Velden I - Wilhelm Velden II
Als Vorstandsmitglieder unterzeichneten am 29. Mai 1881: Joh. Christian Seuser
und Johannes Wilhelm Troß. Zu den ersten öffentlichen Auftritten
gehörte der Besuch des Sängerfestes in Dernbach am 3. Juli 1881.
Die hier verzehrten Getränke, „Bier und Brandwein“ wurden
aus der Vereinskasse bezahlt.
In den folgenden Jahren traten dem Verein bei:
1881: Wilhelm Kurz
1882: Friedrich Kurz, Peter Rüdig, Anton Krämer
1884: Friedrich Seuser, Christian Kutscher, Wilhelm Krämer, Karl Siegel,
Wilhelm Geibel
1886: Peter Hof, Philipp Krämer, Wilhelm Rüdig, Wilhelm Schneider,
Wilhelm Siegel II
1887: Anton Seuser, Wilhelm Siegel I
Die beiden Meinborner Wilhelm Blum und Friedrich Jung scheuten am 19. Juli
1882 keine Mühe, als sie zu einem langen Fußmarsch nach Bonn aufbrachen,
um bei der dortigen Fahnenfabrik eine Vereinsfahne zum Preis von 65,70 Mark
in Auftrag zu geben. Diese wurde am 15. September 1882 von einem Briefboten
nach Meinborn geliefert.
Im Kassenbuch erfolgten in den Anfangsjahren des Vereinsbestehens zahlreiche
Ausgabeeinträge für Liederhefte, die Anfertigung eines Pults sowie
für Petroleum und Dochte. Offenbar benötigte man das Beleuchtungsmittel
Petroleum - Meinborn wurde erst während des Ersten Weltkriegs mit elektrischem
Licht versorgt - um in den Abendstunden die Proben durchführen zu können.
Sicherlich ist die Frage von Interesse, von welchem Dirigenten der Verein betreut
wurde. Zahlreiche Hinweise sprechen dafür, dass der aus Dernbach stammende
Lehrer Geißler, der am 1. Oktober 1880 die Meinborner Schule übernommen
hatte und bis zum 14. August 1889 in Meinborn unterrichtete, als erster Dirigent
in Meinborn wirkte. Zu jener Zeit war es üblich, dass die Dorfschullehrer
für die Gründung von Männergesangvereinen verantwortlich zeichneten
und die Aufgabe des Dirigenten übernahmen.
So fällt in dem „Einnahme und Ausgabe-Buch für Gesang-Verein
Meinborn“ auf, dass Lehrer Geißler die Liederhefte besorgte, ein
Weihnachtsgeschenk erhielt, jedoch kein Eintrittsgeld und keine Beiträge
zu entrichten hatte. Ferner setzte er sich dafür ein, dass die Chorproben
im Schulsaal stattfinden konnten. Dies geht aus seinem Schreiben an das Königliche
Landratsamt zu Heddesdorf hervor 1):
„Meinborn, den 2. November 1886:
Ew. Hochwohlgeborene erlaubt sich der Unterzeichnete namens des hiesigen Gesang-Vereins
gehorsamst um die Erlaubnis zu bitten, den hiesigen Schulsaal zur Abhaltung
von Gesangstunden benutzen zu dürfen.
Ew, Hochwohlgeborene - ganz gehorsamst Geißler, Lehrer.“
Der Meinborner Gemeinderat unter Vorsitz des Vorstehers Krämer fasste
am 23. November 1886 den Beschluss: „... Dagegen ist nichts einzuwenden,
jedoch müsste der Gesang-Verein für die Reinlichkeit des Schulsaales
sorgen und denselben wieder reinigen.“
Der Erste Weltkrieg unterbrach die Vereinsarbeit, die aber schon bald nach
Beendigung des Krieges wieder aufgenommen wurde.
Am 5. Juni 1921 erfolgte die Einweihung des Denkmals mit den Namen der gefallenen
und vermissten Soldaten aus Meinborn. Der Gesangverein unter Leitung des Dirigenten
Lehrer Geibel verlieh der Feier einen würdigen Rahmen.
Nach der Bestandsaufnahme vom 19. Januar 1936 wurde der Verein von Karl Otto
Krämer geführt, Walter Berger wirkte als Dirigent. Dem Verein gehörten
25 aktive Sänger an; passive Mitglieder wurden keine verzeichnet. 1939
zählte man erstmals fünf passive Mitglieder.
Den größten Einbruch erlitt der Verein durch den Zweiten Weltkrieg,
als zahlreiche aktive und passive Mitglieder ihr Leben verloren. So waren 12
Sänger gefallen und drei Sänger galten als vermisst.
Vor dem Krieg noch ein reiner Männergesangverein hatten die verbliebenen
Mitglieder nach 1945 nur die Wahl zwischen Auflösung oder Erweiterung
um den Kreis der sangesfreudigen Frauen. Auf einem Sängerfest in Isenburg
fiel dann die Entscheidung und so präsentiert sich der Meinborner Chor
seit 1947 „gemischt“.
Maßgeblichen Anteil an der Wiederaufnahme des Gesanges nach dem Kriege
und die Weiterentwicklung zum gemischten Chor hatte der langjährige Vorsitzende
Ludwig Siegel („Nouhousen“). Ihm war es zu verdanken, dass im Dezember
1947 die Gesangproben unter dem bewährten Dirigenten Walter Berger, der
seit 1929 als Chorleiter tätig war, wieder aufgenommen wurden.
Als offizieller Termin für die Wiederaufnahme der Vereinstätigkeit
gilt der 4. August 1948, als Amtsbürgermeister Schaust die „Note
der französischen Militärregierung“ übersandte.
Bei der Bestandserhebung am 15. Oktober 1949 konnte der erste Vorsitzende Ludwig
Siegel 14 Sänger, 18 Sängerinnen und 10 passive Mitglieder verzeichnen.
Die Chorproben fanden mittwochs im Lokal der Witwe Ida Siegel statt.
Am 30. und 31. Juli 1955 feierte man das 75-jährige Jubiläum des
Gemischten Chores Meinborn unter der Schirmherrschaft von Hans Velten. Zu jener
Zeit zählte man 40 aktive Sängerinnen und Sänger. Dem Vorstand
gehörten an:
1. Vorsitzender: Karl Freund (seit 1951)
2. Vorsitzender: Walter Kutscher
1. Kassierer: Karl Lindner
2. Kassierer: Helmut Vogtmann
1. Schriftführerin: Pauline Blum
2. Schriftführerin: Herta Ecker
Beisitzer: Ernst Ecker, Fritz Lindner und Willi Lindner.
In den 50er Jahren gehörten die Weihnachtsfeiern mit Kinderbescherung
am ersten Weihnachtstag im Vereinslokal Siegel zu den besonderen Aktivitäten
des Vereins. Theatervorführungen unter der Leitung von Waltraud Müller,
Helmut Vogtmann und Walter Kutscher bereicherten das weihnachtliche Programm.
Tagesausflüge wie zum Beispiel eine Fahrt ins Siebengebirge (1964) oder
zu einem Winzerverein an der Ahr (1969) erfreuten sich stets großer Beliebtheit.
Eine große Anzahl von Teilnehmern konnten 1973 verzeichnet werden, als
man zum wiederholten Male zu einer Reise nach Axams in Tirol aufbrach.
Das 90-jährige Vereinsjubiläum feierte man am 27. und 28. Juni 1970
in einem Festzelt an dem neu gestalteten Mühlenplatz.
Nach wie vor gehörten auch Mitte der 70er Jahre Weihnachtsfeiern zu den
alljährlichen Veranstaltungen. Luise Jung und Gertrud Troß zeichneten
für die hierzu notwendigen Vorbereitungen verantwortlich.
Bis 1978 wirkte der 1905 geborene Walter Berger aus Niederbieber als Chorleiter
in Meinborn. Anlässlich seiner besonderen Verdienste für das Meinborner
Chorwesen – er hatte seit 1929 als Dirigent den Chor geleitet – wurde
er zum Ehrendirigenten ernannt. Zum 105-jährigen Vereinsjubiläum,
das in der Anhausener Turnhalle 1985 gefeiert wurde, erhielt Walter Berger
eine besondere Auszeichnung.
Zu seinem Nachfolger wurde am 15. November 1978 der neue Chorleiter Wolfgang
Breitbach aus Melsbach vorgestellt.
Unter dem ersten Vorsitzenden Willi Kurz zählte man am 18. November 1979:
17 Sänger, 21 Sängerinnen und 79 passive Mitglieder, somit insgesamt
117 Mitglieder.
Mittlerweile hatte man die Weihnachtsfeier zu einer Nikolausfeier umgestaltet.
So erhielten am 5. Dezember 1985 die Dorfkinder Nikolaustüten vor dem
Lebensmittelgeschäft von Karin Stark überreicht. Weihnachtliche Liedvorträge
des Chors und die Teilnahme des Posaunenchors sorgten für einen würdigen
Rahmen.
Zum Jahresabschluss 1987 konnten mehrere Sängerinnen und Sänger für
ihr 40-jähriges aktives Mitwirken seit der Gründung des Gemischten
Chors eine besondere Ehrung erfahren.
Es waren dies:
Pauline Blum, Paula Ecker, Else Kurz, Maria Kurz, Berta Lindner, Else Velden,
Karl Lindner und Werner Siegel.
Nachdem der Chorleiter Wolfgang Breitbach Ende 1999 gekündigt hatte, konnte
mit Anette Reinhard aus Anhausen eine neue engagierte Chorleiterin verpflichtet
werden. Mit Jahresanfang 2000 nahm sie die Chorproben auf.
Im Mittelpunkt des Jahres 2000 stand das Sängerfest zum 120-jährigen
Bestehen.
Die letzte Bestandserhebung datiert vom 25. November 2001:
11 Sänger, 19 Sängerinnen und 66 passive Mitglieder gehören dem
Verein an.
Am 25. Januar 2003 konnten:
Thekla Troß, Luise Jung, Herta Brücken, Helmut Mertgen und Günter Michel für 50 Jahre aktives Singen ausgezeichnet werden.
Leider mangelt es wie allenthalben in den Chören an jungem Nachwuchs. Daher
bleibt zu hoffen, dass der heimische Kulturträger noch lange zu Wettstreiten,
Sängerfesten, Hochzeiten, Jubiläen, Geburtstagen, zum Gedenken der
Gefallenen am Volkstrauertag sowie zum letzten Geleit eines verstorbenen Mitglieds
den angemessenen Teil beisteuert 2).
Die ersten Vorsitzenden
1936 Karl Otto Krämer
1937-1939 Albert Siegel
1941-1950 Ludwig Siegel
1951-1956 Karl Freund
1956 Helmut Vogtmann
1957-1959 Ernst Ecker
1959-1960 August Jung
1961 Helmut Mertgen
1962-1963 August Jung
1964-1966 Otto Kurz
1967-1969 Werner Siegel
1970-1975 Ernst Müller
1976-1979 Erich Troß
1979-1998 Willi Kurz
1999-2000 Erich Troß
2001-2006 Willi Kurz
2007-2010 Ulrich Mertgen
seit 2011 Sabine Blasius
Quellen
1) LHA Bestand 655,242 Nr. 372.
2) Grundlagen für die Aufzeichnungen waren:
Festschrift aus Anlass des 75-jährigen Jubiläums des gem. Chores Meinborn am 30. und
31. Juli 1955 sowie verschiedene Vereinsschriften:
- Bestandserhebungen durch den Deutschen Sängerbund,
- Protokoll-Tagebuch des Gemischten Chors,
- Protokolle Jahreshauptversammlungen.